Radiologie in der Grundversorgung – Position der SGR-SSR
Der Strukturwandel
Die Grundversorgung unterliegt einem Strukturwandel. Sowohl in Städten als auch in ländlichen Gebieten verlieren die klassischen Hausarzt-Einzelpraxen an Bedeutung und weichen Gruppenpraxen. Während früher in den typischen Hausarzt-Praxen noch kleine Röntgengeräte standen, werden diese heute vor allem in Grosspraxen betrieben. Ultraschall-Untersuchungen übernehmen mehr und mehr die Rolle eines Stethoskops.
In der medizinischen Grundversorgung verschmelzen die Tätigkeiten der Grundversorger und Radiologen zunehmend. Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen werden heute mehrheitlich durch Nicht-Radiologen durchgeführt. Weiterführende Abklärungen finden in radiologischen Instituten statt. Die Zusammenarbeit ist elementar für die moderne Medizin.
Die Radiologie ist unabdingbarer Teil der Grundversorgung
Für die Grundversorgung ist eine breit verfügbare radiologische Versorgung essentiell, da ohne radiologische Diagnostik in vielen Fällen keine moderne zielgerichtete Medizin mit zeitnaher Behandlung möglich ist. Der klinische Verdacht des Grundversorgers wird mittels radiologischer Verfahren bestätigt oder widerlegt. Diagnosen werden gestellt und die richtige, zielführende Behandlung eingeleitet.
In der Schweiz gibt es eine fast flächendeckende Versorgung durch radiologische Institute, welche diese wichtige Aufgabe wahrnehmen. Viele Schweizerinnen und Schweizer wissen das – waren vielleicht auch schon selbst in der „Röhre“.
Eine verspätete Diagnosestellung kann weitreichende Konsequenzen für Betroffene und unsere Gesellschaft haben. Wichtige Diagnosen werden verpasst oder verschleppt – Heilungschancen werden kleiner. Wichtige Behandlungen werden zu spät begonnen, Patienten erleben zwischenzeitlich allenfalls unnötige Therapien. Zeit geht verloren und Patienten fehlen länger am Arbeitsplatz.
Das System gerät außer Balance
Die Zusammenarbeit von Grundversorgung und Radiologie funktionierte bisher reibungslos. Die radiologische Qualität ist flächendeckend sehr hoch und mehrwöchige Wartezeiten für Mammografie, CT und MRI – im umliegenden Ausland leider völlig normal – waren in der Schweiz bisher nie ein Thema.
Durch Eingriffe vieler Akteure in die Vergütungssysteme gerät dieses System nun zunehmend ausser Balance. Viele Radiologie-Institute tun sich bereits heute schwer damit, ihre bisherigen radiologischen Angebote in gewohnter Qualität aufrecht zu erhalten. Sie finanzieren intern quer, im Wissen, dass sie bei der nächsten Kürzung (z.B. im Rahmen des TARDOC) wohl gezwungen sein werden, unrentable Angebote zu streichen. Gerade durch die linearen Kürzungen der Tarife im TARDOC werden Infrastruktur intensive, und somit v.a. High-Tech Verfahren, welche unsere moderne Medizin ausmachen, zunehmend defizitär.
Bereits heute bemerken wir als Verband die massiven Planungsunsicherheiten und Zukunftsängste durch die ständigen tarifarischen Eingriffe ohne Betrachtung des Gesamtnutzens im System der Grundversorgung.
Unsere Forderungen
Wir fordern deshalb alle Akteure im Gesundheitswesen auf, den Dialog mit uns zu intensivieren, medizinische Leistungen nicht an ihren Kosten, sondern an ihrem Nutzen zu bewerten und zusammen Lösungen für den unvermeidlichen Strukturwandel in der Grundversorgung zu finden. Einseitige, flächendeckende Tarifkürzungen sind unbedingt zu unterlassen, denn sie gefährden das eingespielte System der Schweizer Grundversorgung und damit die Qualität.